IG zu Fuß, Tag 19 – Gedankenexperimente

Gepostet von meta-physik am Dienstag 30 August 2011

Jongleure am Gürtel

Heute Morgen ging ich wieder mit gemeinsam mit Gerwin die Mariahilfer Straße entlang bis zum Westbahnhof, dort trennten sich unsere Wege. Ich würde ja zu gern über ein Projekt plaudern, an dem er arbeitet, aber das ist noch nicht fertig. Daher Geduld – sobald ich darüber reden darf, werdet ihr erfahren, worum es sich handelt. Soviel darf ich verraten: Es handelt sich um ein Social-Media-Tool.

Warum ändert sich so wenig in der Welt? Vielleicht, weil wir uns immer nur mit Menschen unterhalten, die sowieso unserer Meinung sind. Vielleicht, weil wir unsere Ideen nicht umsetzen. Vielleicht, weil wir nicht einmal darüber nachdenken, wie es sein könnte, wenn es anders wäre. Weil wir viele Dinge als gegeben hinnehmen, ohne sie zu hinterfragen, geschweige denn sie zu verbessern. Und weil viele Menschen glauben, dass es keinen Unterschied macht, was sie denken oder tun. Dass dem nicht so ist, zeigen die rapide wachsenden Umsätze von Fair-Trade- und ähnlich zertifizierten Produkten, die langsam große Konzerne zum Überdenken ihrer Firmenpolitik zwingen.

Oder ein anderes Beispiel: jenes, das mich überhaupt erst zu diesem Expermiment ermutigt hat – Amsterdam. Dass dort so viele Menschen Rad fahren, hat nicht unbedingt (nur) den Grund, dass die Leute umweltbewusst sind oder es gerne ruhig haben. Die Straßen sind dort großteils einfach zu eng für Autos. Doch es kommt auf das Ergebnis an: Amsterdam ist eine Stadt mit hoher Lebensqualität, unter anderem, weil es dort wenig Verkehrslärm gibt. Für mich war es ein Schock wieder zurückzukommen.

Aber auch im Rest der Niederlande wie auch anderen Ländern in der Umgebung (z.B. Dänemark oder Schweden) ist Rad fahren weit verbreitet, ohne dass eine Notwendigkeit bestünde – es muss also doch auch noch andere Gründe geben, warum Menschen das tun. Das Wetter ist dort ja nicht unbedingt besser als bei uns.

Born to be electric!Ja, eine Veränderung ist möglich, man muss sie sich nur erst einmal vorstellen können. Das passiert im Kopf. Und wenn man ein Bild vor Augen hat, kann man zielstrebig daran arbeiten, dass sie eintritt. Einer allein kann sie nicht erreichen. Aber eine kritische Masse sehr wohl.

In den letzten Tagen habe ich am Gürtel gezählt, wie viele Fahrzeuge pro Grünphase über die Kreuzung kommen (dreispurig, 60-70 km/h). Zirka 60 Fahrzeuge, bei idealen Bedingungen (sprich: kein Stau). Das entspricht ungefähr 60 Personen, weil in kaum einem Fahrzeug mehr als eine Person sitzt. Diese Anzahl an Leuten kriegt man locker in einen Bus, der Daumen mal Pi geschätzt auch nicht mehr kosten kann als die 60 Fahrzeuge (inklusive Fahrer). Stellt euch mal vor: statt 60 Autos ein Bus, der für gleich viel Mobilität sorgt. Sollen’s meinetwegen zwei sein. Alternativ (wenn’s denn unbedingt Individualverkehr sein muss) 60 Fahrräder.

Wie gesagt – die Veränderung kann erst eintreten, wenn genügend Leute sich vorstellen können, dass sie möglich ist, und dass es vor allem erstrebenswert wäre auch in der Stadt eine gute Lebensqualität zu haben. Grünruhelage in der ganzen Stadt. Wäre das nicht toll?

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