Aufbruch in den Weltraum – Buchrezension

Gepostet von meta-physik am Mittwoch 14 April 2010

Aufbruch in den Weltraum, Credit: Seifert Verlag Die ersten irdischen Lebewesen beim Mond waren nicht die NASA-Astronauten Frank Borman, Jim Lovell und William Anders, sondern zwei Schildkröten, ein paar Würmer, ziemlich viele Obstfliegen und 237 Fliegeneier – hätten Sie’s gewusst?

Die russische Raumfahrt umgibt immer noch ein Nimbus des Rätselhaften, nicht zuletzt wegen der strikten Geheimhaltung, der sie bis zum Zusammenbruch der Sowietunion unterworfen war. Nichtsdestotrotz war und ist sie sehr erfolgreich, vor allem gemessen an den vielfältigen Einschränkungen und knappen Budgets, mit denen sie konfrontiert war.

Wie ein spannender Abenteuerroman liest sich das Buch „Aufbruch in den Weltraum“, in dem Gerhard Hertenberger über bekannte, mehr aber über wenig bekannte Ereignisse, Meilensteine und Fehlschläge der sowietischen Raumfahrt berichtet. Die oben erwähnten Schildkröten und Kleintiere beispielsweise erreichten den Mond mit dem Raumschiff Zond 5 im Rahmen des russischen Mondflugprogramms. Am britischen Jodrell-Bank-Observatorium beobachtete man ein Objekt, das hinter dem Mond verschwand und später wieder auftauchte, das sowietische Außenministerium dementierte jedoch die Annäherung irgend eines Flugobjektes an den Mond – bis die umfgangreiche „Crew“ heil zurückgekehrt war.

Beim Lesen des Buches wird einem von Beginn an bewusst, was für ein Abenteuer Raumfahrt tatsächlich ist. Alle Beteiligten verlassen den Boden des Gesicherten und begeben sich in Gefahren, die man sich teilweise gar nicht vorstellen hatte können, und die manchen Kosmonauten zum Verhängnis werden hätten können oder tatsächlich wurden. Manche Zwischenfälle verliefen glimpflich, etwa der Umstand, dass sich Alexej Leonows Raumanzug beim historischen ersten Außenbordeinsatz so stark aufblähte, dass dieser kaum noch in die Kapsel zurückkehren konnte. Andere Kosmonauten hatten weniger Glück, etwa der Sojus-1-Pilot Wladimir Komarow, dessen Bergefallschirm sich bei der Rückkehr zur Erde nicht öffnete.

„Aufbruch in den Weltraum“ räumt auch mit einer Reihe von Vorurteilen auf, beispielsweise mangelnden Sicherheitsvorkehrungen an russischen Raumfahrzeugen. Im Gegensatz zu Shuttle-Astronauten mussten Kosmonauten niemals in manchen Flugsequenzen grundsätzlich auf Sicherheitssysteme verzichten (wenn diese auch manchmal versagt haben).

Das Buch schließt mit der Schilderung der geheimnisumwobenen russischen Raumfähre Buran, die nach einem sehr erfolgreichen unbemannten Erstflug unter schwierigsten Witterungsbedingungen quasi dem Zusammenbruch der Sowjetunion zum Opfer fiel – 2002 stürzte der Hangar, in dem die Raumfähre aufbewahrt wurde, über dieser zusammen.

Alles in allem ist „Aufbruch in den Weltraum“ eine nicht nur spannende, sondern auch sehr unterhaltsame Lektüre, die auch die Situationskomik mancher tragischer Ereignisse zu vermitteln vermag.

Aufbruch in den Weltraum – Geheime Raumfahrtprogramme, dramatische Pannen und faszinierende Erlebnisse russischer Kosmonauten; von Gerhard Hertenberger
zirka
200 Seiten, gebunden mit SU, illustriert (s/w)
Format:
13.4 x 21.5 cm
Preis:
EUR 19.90, sFr 34.90
Seifert Verlag, ISBN: 978-3-902406-63-7

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