Roter Junimond über Europa

Gepostet von meta-physik am Samstag 28 Mai 2011

Die dunkelste Vollmondnacht des Jahres

Total Lunar Eclipse, 16. Juli 2000. Credit: Fed Espenak, NASA Goddard Space Flight Center
Bild: Totale Mondfinsternis, 16. Juli 2000. Credit: Fed Espenak, NASA Goddard Space Flight Center

Zur besten Dämmerstunde und als dramaturgisch passender Höhepunkt eines frühsommerlichen Grillabends ereignet sich am 15. Juni 2011 eine spektakuläre Mondfinsternis. Da der Mond den Schatten unseres Heimatplaneten fast genau in der Mitte durchläuft, kommt es zu einer außergewöhnlich langen und vollständigen Verfinsterung. Die Astronomen sprechen hier von Totalität, und diese dauert am 15. Juni 101 Minuten! Das sind nur noch sieben Minuten weniger als die theoretisch mögliche Höchstdauer. Dabei verschwindet der Mond jedoch nicht gänzlich, sondern färbt sich dunkelrot.

Der Verlauf der Finsternis

Wenn der Mond an diesem Abend im Südosten aufgeht, hat die Bedeckung schon begonnen, allerdings befindet sich der Mond dann erst zu einem kleinen Teil im Kernschatten der Erde. Er ist zu diesem Zeitpunkt also teilweise verfinstert. Astronomen nennen dies die partielle Phase.

Die Dauer der beobachtbaren Finsternis ist nicht für alle Orte in Österreich gleich. Die Mondaufgangszeiten sind nämlich unterschiedlich, abhängig von der geografischen Breite des Beobachtungsortes. Je weiter östlich sich ein Ort befindet, desto früher geht der Mond dort auf. Und je früher er aufgeht, desto mehr kann man von der Finsternis bereits in der partiellen Phase sehen. Die Bewohner Wiens sind in einer vergleichsweise vorteilhaften Position. Der Mond geht hier um 20.47 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit auf. Zu diesem Zeitpunkt ist er schon zu 40 Prozent verfinstert. Mit zunehmender Dunkelheit wird es dann richtig spannend: Der Mond steigt immer weiter über den Horizont und nimmt immer mehr die für eine Mondfinsternis charakteristische bräunlich-rote Färbung an.

Die Mondaufgangszeiten für weiter westlich und nördlich gelegene Städte sind entsprechend später. In Zürich beispielsweise geht der Erdtrabant um 21.15 Uhr auf.

Die Finsternismitte erreichen wir um 22.12 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Das kosmische Schauspiel dürfte dann wunderschön am Südosthorizont zu betrachten sein.

Vorausgesetzt, dass keine Wolken den Himmel trüben, ist die zweite Hälfte der Mondfinsternis dann perfekt zu sehen. Dann ist es auch richtig dunkel. Gegen Ende der totalen Phase, um 23.03 Uhr, hellt der linke Mondrand wieder auf. Dann wechselt der Vollmond wieder langsam in den direkten Sonnenschein. Um 00.03 Uhr hat er die Kernzone wieder vollständig verlassen. Während der kommenden 20 Minuten kann man noch eine Art braunen Schleier ausmachen. Dann befindet sich der Mond noch im Bereich des Halbschattens der Erde. Um 00.23 Uhr ist es dann endgültig vorbei. Dann wird es auch Zeit, den Grill zu sichern, Gläser und Geschirr in die Küche zu räumen und langsam zu Bett zu gehen.

Mondaufgang in Wien: 20.47

Die Zeiten  der Mondfinsternis für Mitteleuropa:

Eintritt in den Halbschatten: 19:24 h
Beginn der partiellen Finsternis: 20:22 h
Beginn der Totalität: 21:22 h
Höhepunkt der Finsternis: 22:12 h
Ende der Totalität: 23:02 h
Austritt aus dem Kernschatten: 16. Juni, 0:02 h
Austritt aus dem Halbschatten: 16. Juni, 1:00 h
(Zeitangaben in mitteleuropäischer Sommerzeit)

Die nächsten totalen Mondfinsternisse über Wien:
10. Dezember 2011: totale Mondfinsternis, Aufgang mit Ende der Totalität, wir sehen nur das Ende der Finsternis
28. September 2015: totale Mondfinsternis, Untergang in Halbschattenphase, Totalität und partielle Phasen in vollem Verlauf zu sehen.

Veranstaltungen zur Mondfinsternis in Österreich:

Burgenland:
Burgenländische Landessternwarte
http://burgenland.astronomie.at/lsw/lsw.htm

Kärnten:
Astronomische Vereinigung Kärnten: Beobachtung der Mondfinsternis
www.avk.at

Niederösterreich:
Sternwarte Höhenberg: 21.30 Uhr: Sonderführung anlässlich der totalen Mondfinsternis
www.sternwarte-hoehenberg.at

Verein Antares, 19.00 Uhr: Führung zur Totalen Mondfinsternis
www.noe-sternwarte.at

Oberösterreich:
Eisner Sternwarte Gmunden: 21.00 Uhr Beobachtung der Mondfinsternis
www.eisner-sternwarte.at/sternwarte.pdf

Salzburg:
Sternwarte Königsleiten: 20.30 Uhr Beobachtung der Mondfinsternis
www.sternwarte-koenigsleiten.com

Wien:
Mondfinsternis-Special von Astronomie Wien (Planetarium Wien, Urania und Kuffner Sternwarte): Planetarium 18.30 Uhr, Urania Sternwarte 19.45 Uhr
www.astronomie-wien.at/astronomie_aktuelles.html

Sterngarten Georgenberg: 22.00 Uhr: Beobachtung der Mondfinsternis
www.astronomisches-buero-wien.or.at/veranst.htm

Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie: 21.00 Uhr Sofienalpe, Beobachtung der Mondfinsternis
www.waa.at

Allgemeines über Mondfinsternisse

Bei einer totalen Mondfinsternis müssen die Sonne, die Erde und der Mond genau in einer Linie und exakt auf der gleichen Ebene liegen. Nur dann ist gewährleistet, dass der Schatten, den die Erde wirft, den Mond auch trifft. Aus diesem Grund kann eine Mondfinsternis immer nur bei Vollmond stattfinden, denn nur dann ist eine solche Konstellation gegeben. Zusätzlich muss der Mond an einem der beiden Punkte stehen, an denen die Erdbahnebene die Bahnebene des Mondes schneidet. Diese Punkte werden als Mondknoten bezeichnet.

Es gibt zwei Arten von Mondfinsternissen: Die so genannten „partielle“ (teilweise) Mondfinsternis, bei welcher der Mond den Kernschatten der Erde nicht oder nur teilweise erreicht, und die so genannte „totale“ Mondfinsternis, bei der unser Erdtrabant vollständig in den Kernschatten der Erde eintaucht. Die totale Mondfinsternis, so wie sie am 11. Juni stattfindet, ist die erheblich spektakulärere Variante. Dabei verschwindet der Mond nicht völlig, sondern färbt sich dunkelrot.

Was passiert bei einer Mondfinsternis?

Die von der Sonne beleuchtete Erde wirft auf der sonnenabgewandten Seite einen kegelförmigen Schatten, der 1,4 Millionen Kilometer in den Weltraum hinausragt und in einer Spitze zusammenläuft. Der Mond umkreist die Erde auf einer elliptischen Bahn, die innerhalb der Reichweite dieses Schattenkegels liegt. Diese Bahn hat einen erdnächsten Punkt von 363.200 Kilometern und einen erdfernsten Punkt von 405.500 Kilometern. Der mittlere Abstand des Mondes von der Erde liegt bei 384.000 Kilometern.

Zusätzlich ist seine Umlaufbahn leicht gegen die Umlaufbahn der Erde um die Sonne geneigt. Dies bewirkt, dass er bis zu 37.000 Kilometer oberhalb oder unterhalb der Verbindungslinie Sonne-Erde vorbeiziehen kann. Und das wiederum hat zur Folge, dass er sich bei Vollmond meist über oder unter dem in den Weltraum hinausragenden Erdschatten bewegt. Der Schattenkegel wird also in den meisten Fällen verfehlt, der Vollmond wird nicht vom Kernschatten der Erde getroffen, und dann findet auch keine Mondfinsternis statt.

Etwa ein- bis zweimal pro Jahr befindet sich der Mond jedoch in der richtigen Position und kreuzt den Erdschatten. Dann kommt es zu einer Mondfinsternis. Je nachdem, wie genau er diesen Schatten trifft findet entweder eine partielle oder eine totale Mondfinsternis statt.

Der Mond verschwindet dabei keineswegs in völliger Finsternis, wie man es wegen der Bezeichnung „Totale Mondfinsternis“ erwarten würde. Vielmehr nimmt er eine fahle, dunkle Rotfärbung an. Sie entsteht durch die Brechung und Streuung des Sonnenlichts, vornehmlich seiner langwelligen Anteile wie Orange und Rot. Dieses Streulicht wird durch die tieferen Schichten der Erdatmosphäre in flachem Winkel in den an sich dunklen Kernschattenkegel gestreut und erreicht den Mond während der Finsternis.

Für einen Beobachter auf dem Mond wäre unsere totale Mondfinsternis übrigens eine totale Sonnenfinsternis. Für ihn würde sich die Erde als dunkle Scheibe vollständig vor die Sonne schieben. Nur ein rötlicher Lichtsaum würde den Erdball noch umranden.

Die Mondfinsternis am 11. Juni fällt im Prinzip dunkler aus als eine „normale“ totale Bedeckung. Das liegt daran, dass sich der Mond bei diesem Durchgang fast genau den Mittelpunkt des Kernschattenkegels trifft. Er kann damit tiefer in den Kernschattenzone eindringen als sonst, weil er sich auf seiner Bahn sehr nahe am Knotenpunkt befindet, durch den die Schnittlinie zwischen Mond- und Erdbahn verläuft. Dieser Effekt wird allerdings dadurch kompensiert, dass die Mondfinsternis an einem der längsten Tage des Jahres stattfindet. Dadurch ist die Sichtbarkeit des Ereignisses gerade in nördlichen Breiten erheblich beeinträchtigt. Oberhalb des Polarkreises, wo zu dieser Zeit die Sonne den ganzen Tag über am Himmel steht, ist der Mond und somit auch die Finsternis unbeobachtbar. Im Südosten Mitteleuropas, wie zum Beispiel in Wien, sind die Bedingungen dagegen deutlich besser. Hier geht der Mond 30 Minuten früher auf als etwa in Zürich und steht auch höher am Himmel.

Eugen Reichl, Monika Fischer und Maria Pflug-Hofmayr

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