Gedanken über Irland

Gepostet von meta-physik am Sonntag 3 August 2008

Es gibt Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Dann gibt es Menschen mit besonderen Hobbies. Astronomie ist zweifellos ein besonderes Hobby. Manch ein Außenstehender würde jemanden mit einem solchen Hobby als „Spinner“ bezeichnen – sowas aber auch. Und dann gibt es Menschen mit beonderen Urlaubszielen. Wo fährt man hin, wenn man sich erholen möchte? In ein Land, in dem es warm ist, vorzugsweise am Meer gelegen. Wo fährt man keinesfalls hin? Irgendwohin, wo’s regnet. Also zum Beispiel nach Irland.

Der Leviathan von Parsonstown;  © Birr Castle ArchivesMan sollte in einem solchen Land im übrigen keine Sternwarten bauen, aber auch in diesem Punkt gab es Leute, die diesen nützlichen Hinweis ignoriert, das trotzdem getan haben und mit ihren Beobachtungen sogar recht erfolgreich waren. Genauer gesagt einen – William Parsons, Earl of Rosse. Er baute in Birr (Parsonstown) den so genannten Leviathan und entdeckte damit mehr als seine Berufskollegen ihm zugetraut hätten, unter anderem die Spiralstuktur von Galaxien. Wenig bekannt ist, dass Parsons‘ Frau Mary eine namhafte Pionierin der Fotografie war, weshalb es relativ viele gute Aufnahmen des Teleskops gibt.

Warum also lohnt es sich für teures Geld nach Irland zu fahren in Zeiten, wo man Cluburlaube am Meer hinterhergeworfen bekommt? Hm – es gibt Erklärungsversuche. Wegen dem Wetter – wohl kaum. Um baden zu gehen – das kann man haben, allerdings meist eher unfreiwillig. Ja, die Leute sind unglaublich leutselig. Man wird im Pub angelächelt, und wenn man zurücklächelt, ist man schon in ein Gespräch verwickelt. Aber nett sind die Leute anderswo auch. Wegen der Musik? Die war als ich sie das erste Mal hörte für mich kaum von Katzenmusik unterscheidbar. Mittlerweile mag ich sie. Aber wer weiß, vielleicht würde mir jede Art von Musik gefallen, wenn man mich lang genug damit quält. Wegen der hübschen Ruinen? Davon haben wir selber genug, wenn auch keine Hochkreuze. Durch Österreich fahren und Burgen angucken lohnt sich durchaus. Aber wer tut das schon, wenn man dafür nur ein paar Kilometer weit fahren muss.

Also kurz und gut: wer in Irland Urlaub macht, kann meist nicht genau erklären warum. Trotzdem bekommt jeder, der in Irland Urlaub macht, große runde leuchtende Augen, wenn man ihn auf das Thema anspricht, und verfällt dann in stundenlanges Schwärmen, das für Club- und sonstige Urlauber nicht einmal ansatzweise nachvollziehbar ist.

Wenn man Glück hat, ist das Wetter schön. Aber man muss schon verdammt viel Glück haben. Die Fahrweise der Iren ist unglaublich. Wenn man zu Fuß unterwegs ist, wünscht man sich, sie hätten Gehsteige, denn ein Ausweichen bewirkt, dass man Bekanntschaft mit der Steinmauer am Straßenrand macht. Vorher küsst man noch das Brennesselgebüsch, die Dornenhecken oder, wenn man Glück hat, die Fuchsienbüsche davor. Fuchsien sind dort allgegenwärtig, und zwar nicht als kleine sensible Topfpflänzchen, wie man sie bei uns kennt, sondern als riesenhaft wuchernde Stauden in der Wildnis. In vielen Gärten sieht man auch Palmen. Erstaunlich.

Wie auch immer. Ich gehöre zu der „Irland ist super“-Fraktion und freue mich auf zehn Tage Urlaub auf dieser Insel. In dieser Zeit bin ich nur spoadisch per E-Mail erreichbar. Danach, ab 18. August, kann jeder, der das Risiko einzugehen bereit ist sich stundenlange Reiseberichte anzuhören mich gerne auch wieder anrufen.

Kategorie Kiesel  Kommentar

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